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Lehrgang mit Alfred Haase in Malente


Für das zweite Novemberwochenende hatte der AVSH zu einem Landeslehrgang mit Alfred Haase eingeladen, der im Oktober seinen 5. Dan erworben hatte und zu dem Thema Führung und Kontakt die drei Trainingseinheiten der beiden Tage gestaltete.

Alfred zeigte, dass Führung und Kontakt vielschichtige Aspekte im Aikido betreffen und er verdeutlichte zunächst, dass der Uke bei der Ausführung einer Technik nicht zum Opfer wird. Er opfert sich nicht und wird auch nicht zum Opfer gemacht, sondern es entsteht eine beständige Interaktion zwischen Uke und Nage ab dem Zeitpunkt des Kontaktes durch den Angriff von Uke bis zum Abschluss der Technik durch Nage.

Indem Uke und Nage eine korrekte Position nach der Einleitung des Angriffes einnehmen, entsteht zunächst eine Pattsituation, die Nage zu seinen Gunsten auflöst und Uke zu einem toten Punkt führt, nach dessen Erreichen Uke das Gleichgewicht und die Kontrolle über sich endgültig verliert.

Anhand des Ushiro-Angriffes erläuterte Alfred exemplarisch, dass Nage es in der Hand hat, mit der Öffnung der Pattsituation Uke zu motivieren, den Angriff entlang des Rückens von Nage weiter fortzusetzen. Der Uke läuft mithin nicht mehr an der Rückseite seines Trainingspartners entlang, weil der Übungsleiter dies vorgibt, vielmehr erfolgt mit der Kontaktaufnahme und der Führung durch Nage gleichsam eine Einladung an Uke, diese Angriffsrichtung zu verfolgen, die dann in der entsprechenden Technik aufgeht.

Diese Führung gelingt insbesondere dann, wenn Uke seine mit dem Angriff verfolgte Intention nicht mehr aufgibt und seinerseits stets sinnvoll gegenüber Nage agiert.

Die Führung als Einladung zu einem weiterhin zielgerichteten Handeln von Uke kann ohne Krafteinsatz und damit, wie Alfred zeigte, durchaus „freundlich“ erfolgen. Diese konsequente, aber nahezu kraftlose Führung ermöglicht die gleiche Ausführung der Techniken auch bei erheblichen Kraft- und Masseunterschieden zwischen Uke und Nage. Für einen alten Judoka wie mich, aber auch für andere ist das Fortlassen des Krafteinsatzes indes eine beständige Herausforderung, die über den Lehrgang hinausgeht.

Da die Ernsthaftigkeit des Angriffes bei den Angriffen durch Uke häufig nicht so deutlich erkennbar wird, hat Alfred das Schwert (Bokken) hinzugenommen, um einerseits Uke zu einem konsequenteren Angriff zu motivieren, z.B. um das Ziehen des Schwertes durch Nage zu verhindern und andererseits Nage die richtige Position zur Übernahme der Führung aufzuzeigen.

Aus manchem Fragezeichen wurde bei den Teilnehmern schnell ein Ausrufezeichen und es zeigte sich, dass bei diesem Verständnis von beständigem Kontakt und nahezu kraftloser Führung sich bei den bekannten Techniken interessante Varianten in der Ausführung ergeben, dies zeigte Alfred insbesondere an dem Kaiten-nage-uchi, dem Ude-garami und in Kokyu-nage-Ausführungen.

Die Trainingszeiten vergingen damit rasch und der rege Austausch am Samstagabend rundete den ganzen Lehrgang ab. Sonntagmittag waren zum Abschluss des Trainings alle darin einig, dass die Aspekte von Kontakt und kraftloser Führung auch in den Dojos zu Hause weiter vertieft werden sollen.

Christian Putschäw
Bramfelder SV

Fotos: Ulrich Schümann