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Landeslehrgang in Malente mit Carsten Foth


Bei schönstem Wetter drinnen in einer Halle Sport zu machen, ist nur etwas für hart gesottene Menschen. Derer kamen über 20 nach Malente ins Sport- und Bildungszentrum, um unter Carstens Anleitung am Wochenende 28./29. Mai Aikido zu trainieren.
Glücklicherweise hatte sich Carsten kurzfristig bereit erklärt, für Berthold Krause einzuspringen, der den Lehrgang ursprünglich leiten sollte, aber aus gesundheitlichen Gründen leider verhindert war. Auf dem Programm standen neben waffenlosen Techniken Stab und Messer.

Nach einem zünftigen Aufwärmen (nein, ich verrate nicht, wer sich dass gewünscht hatte...) ging es zwar rund und fluffig mit netten Übungen zur Fallschule los, dafür dann aber umso sportlicher weiter. Bei allen Techniken, die Carsten uns zeigte und erklärte, war es ihm wichtig, den Aspekt der Wirksamkeit hervorzuheben. Er betonte, dass Aikido eben kein gemeinsamer Tanz sei, sondern eine Selbstverteidigung, und dass man stets prüfen müsse, ob die Ausführung, die man macht, auch wirklich effizient und für den Ernstfall geeignet sind. So empfahl er uns, die Techniken auf Bewegungsverwandtschaften hin zu untersuchen und eine überflüssige Vielfalt zu reduzieren. Also übten wir zunächst waffenlos verschiedene Techniken wie Irimi- Nage, Koshi- Nage und Kote-Gaeshi ausgehend immer von dem Angriff Yokumen- Uchi. Die Aufnahme war stets die gleiche, nur dass man halt anschließend zu verschiedenen Techniken abbiegen konnte.

Danach stand Kokyo- Nage aus Ushiro Ryokatatori auf dem Programm. Die Schwierigkeit, die allein die Aufnahme des Angriffs darstellt, macht deutlich, dass es sinnvoll ist, dass diese Technik im fortgeschrittenen Bereich angesiedelt ist. Ein guter Stand und eine sichere Führung sind hier essentiell, damit Uke Nage nicht wegziehen kann oder Nage das Gleichgewicht verliert. Bei Kokyo- Nage aus Katate Ryotetori zeigte uns Carsten den Trick, dass man Uke quer zu seiner Achse kippen kann, um ihn oder sie dann problemlos umzulenken und ins Universum zu katapultieren, wenn man denn sein Zentrum richtig einsetzt.

Nach der Essenspause ging es dann – nachdem wir die klemmende Tür zur Halle aufbekommen hatten - zunächst etwas ruhiger los. Stab war angesagt und wir verknoteten uns eifrig bei den Aufwärmübungen. Häkeln ist nichts dagegen.

Nach leichten Führübungen: oben rum, unten rum, einen fallen lassen (?), kamen wir zu verschiedenen Techniken. Wir übten uns an der uralten Variante aus dem früheren Prüfungsprogramm, wo man das Kippen des Jo nutzt, um Uke, der mit Schmackes nach dem Stab greift, ins Leere laufen zu lassen. Wir nutzen den Stab, um die Wirkung des Kote Hineri zu verstärken und wir probierten eine interessante Variante des Aiki-Otoshi, bei der man Uke mit dem Stab die Beine wegfegt.  Den Abschluss der Abendeinheit bildete eine nette Technik Bokken gegen Jo, wo Nage sich mit dem Stab in den Angriff Shomen einfädelt und Uke mitsamt Schwert kreisförmig führt und ihm in der Abwurfphase quasi den Boden unter den Füßen wegschneidet.

Danach war Bierdurst angesagt.

Am nächsten Morgen, nachdem noch fünf Tagesgäste angereist waren, ging es mit Tanto weiter. Carsten wies uns sehr deutlich darauf hin, dass gegen einen Messerangriff Weglaufen die Verteidigung der Wahl ist. Für den Fall, dass man zu langsam ist, bleibt dann nur eine der Abwehrtechniken, die wir nun fleißig übten. Reaktionsschnelligkeit und eine saubere Ausführung der Technik sind das eine, die konsequente Entwaffnung des Angreifers ist bei einem Messerangriff allerdings auch lebenswichtig.

Bezüglich des Angriffs Yokumen -Uchi erklärte Carsten, wie wichtig es ist, den Angriffsarm möglichst schnell und konsequent nach unten vors eigene Zentrum zu führen, damit Uke nicht auf die Idee kommt, einem die Sehnen am Arm an- oder abzuschneiden. Bei Shiho -Nage machte er einen „Zwischenstopp“, um mit Hilfe der Schulter Ukes Waffenarm im Kime-Nage-Stil  zu hebeln, so dass das Messer im hohen Bogen wegflog, bevor Uke zu Bogen ging: sehr hübsch und recht schmerzhaft. Es folgten aus dem gleichen Angriff Irimi-Nage und eine namenlose Technik, bei der man den eigenen Arm um Ukes Hals wickelt, um ihn oder sie dann rücklings zu Boden zu bringen und das Ellenbogengelenk zu hebeln, dann aus Shomen- Uchi Kote-Hineri. Auch Kote- Gaeshi aus Shomen-Tsuki fehlte nicht.

Frauke Drewitz
Sachbearbeiterin Öffentlichkeitsarbeit des AVSH